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Höchstpersönlich: Maria Bill

Das Stuttgarter CHANSONGFEST steht bevor. Als klassischen Chanson-Part steuert wieder die große Maria Bill berühmte Chansons bei. Diesmal sowohl von Edith Piaf wie von Jacques Brel am 16. Oktober mit ihrem Konzert BILL SINGT PIAF UND BREL. Weil das ein ganz besonderer Abend zu werden verspricht, haben wir Maria Bill kurz dazu befragt.

 

Renitenz: Nach Stuttgart kommen Sie diesmal mit dem Abend „Maria Bill singt Piaf und Brel“. Ist Jacques Brel ein Lebensbegleiter für Sie – ähnlich wie Édith Piaf?

 

Maria Bill: Die Lieder von Jacques Brel trage ich schon seit meiner Jugend mit mir herum, seine Chansons waren mir damals viel näher als die der Piaf. Von Brel fühlte ich mich verstanden, besser zum Beispiel als von meinen Eltern. Brel wollte an Grenzen gehen, war kritisch, frech und scheute kein Thema für seine Texte. Er sang über Matrosenromantik und Spießertum, über das Altern und die Zerbrechlichkeit der Liebe und konnte mit Worten geniale „Bilder“ zaubern. All das berührte mich und imponierte mir extrem.

 

Richtig unter Haut gingen mir die Piaf-Chansons erst, als ich 1982 am Schauspielhaus in Wien das Theaterstück über ihr Leben spielen und singen durfte und mich mit ihrer Geschichte, ihrem Lebensweg intensiv beschäftigte. Diese Frau musste von klein auf immer wieder ums Überleben kämpfen, - im Gegensatz zu Brel, der eine behütete Kindheit erleben durfte und dann ausbrechen wollte.

Édith Piaf, die ihre ersten drei Lebensjahre völlig verwahrlost bei der Großmutter mütterlicherseits dahinvegetierte, schaffte es, 2 Jahrzehnte später Menschen mit ihrer Stimme Menschen glücklich zu singen, konnte Menschen das geben, was ihr selbst so sehr fehlte, nämlich den Glauben an die Liebe und die Liebe zum Leben.

Das beeindruckt mich zutiefst. In ihren Liedern geht es wohl deswegen beinahe ausschließlich um Liebe.

 

Renitenz: Brel widmete der todkranken Piaf das Lied „Je m'en remets à toi“ (Ich verlasse mich auf dich), das sie nicht mehr singen konnte. Wären die beiden Freunde im Geist geworden?

 

Maria Bill: Brel traf in einer Kneipe in Marseille spätnachts zufällig Charles Dumont, den Komponisten, Sänger und einstigen Liebhaber von Édith Piaf. Spontan schrieb Brel einen Text für Piaf und bat Dumont, am Klavier im Hinterzimmer, eine Melodie dazu zu komponieren. Édith ließ es sich das Lied am Telefon vorsingen, die Botschaft gefiel ihr und sie versprach, es einzustudieren. Das schaffte sie nicht mehr. Aber ich bin mir sicher, dass sich die beiden starken Persönlichkeiten, Piaf und Brel, durch diesen Liebesbeweis da ganz nahe kamen. Brel gehörte einer jüngeren Generation an und die Inhalte und Wortmalereien seiner Texte  unterschieden sich völlig von denen der Piaf.

 

Die Leidenschaft zum Singen verbindet unendlich stark und diese Leidenschaft verbindet mich mit beiden, Piaf und Brel. Wenn ich singe, dann bin das ich und dann bin ich glücklich.

 

„Wenn nur mehr Liebe bleibt, dann Freunde, dann gehört uns die ganze Welt“, ein Zitat aus einem Jacques Brel-Text, den Édith Piaf mit ihrem Herzblut unterschrieben hätte und ein Traum der lebenswert ist.

 

Vielen Dank an Maria Bill!      

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